Konzert für die Seele

Schon zum fünften Mal konnten Instrumentalspieler zwischen 8 und 15 Jahren aus der Gebietskirche Sachsen-Anhalt ein Probenwochenende in Peseckendorf erleben. Ein 53 Kinder großes Orchester und ein 41 Kinder großer Chor studierten ein Programm ein, welches sie anschließend vor Freunden, Verwandten und Glaubensgeschwistern in der Kirche Magdeburg-Süd präsentierten.

Nein, damit hatten wir nicht gerechnet. Ausgerechnet das erste Wochenende im Juli war das einzig freie, welches uns die Jugendbildungsstätte in Peseckendorf/Börde anbieten konnte. Schon zum fünften Mal wollten wir den Instrumentalspielern zwischen 8 und 15 Jahren aus der Gebietskirche Sachsen-Anhalt ein Wochenende anbieten, an dem ein Programm erarbeitet werden würde. Ein 53 Kinder großes Orchester und ein 41 Kinder großer Chor (gebildet aus den Klavier- und Orgelschülern) wollten dann wie üblich am Sonntagnachmittag den Eltern, Freunden, Verwandten und interessierten Glaubensgeschwistern die Arbeitsergebnisse in der Kirche Magdeburg-Süd präsentieren.

Nach zwei Nummernprogrammen hatten wir schon ein schönes Themenkonzert zu den vier Jahreszeiten und eins unter der Überschrift "Ein Liebesbund ums Erdenrund" gestaltet. Und nun würde der Gottesdienst am Sonntag ein Gottesdienst zum Gedenken an die Entschlafenen werden. Mussten wir das nicht in unserem Konzept berücksichtigen? Würde es uns gelingen, die Kinder mit diesem sensiblen Thema zu begeistern?

Das Konzept: Hände, Bäume, Generationen

"So nimm denn meine Hände", eins der bekanntesten und beliebtesten Lieder unseres Gesangbuchs, lieferte das Motto unseres Programms. Was denken und empfinden ein 80-Jähriger, ein 45-Jähriger, ein 20-Jähriger und ein Kind, wenn sie sich in Gottes Führung begeben? Was haben sie gemeinsam, worin unterscheiden sie sich?

Etwa die Generation unserer Großeltern und Urgroßeltern - unsere Wurzeln, wenn wir in der Bildersprache bleiben. Gezeichnet von den schrecklichen Ereignissen des 2. Weltkrieges leisteten sie große Aufbauarbeit in ihren Familien und den Gemeinden. Gottes Führung half durch manchen Schicksalsschlag, brachte eine intensive Beziehung zur Ewigkeit, aber auch von so manchem Wunder kann die Generation unserer Vorfahren berichten.

Die Eltern, die den starken Stamm bilden, die Alte und Junge unterstützen, ihnen Hilfestellung anbieten, den Kindern Orientierung geben und die dabei vielleicht manchmal an ihre Grenzen stoßen, Zeit, Kraft investieren und doch manchmal nur tatenlos zusehen können: "So nimm denn meine Hände" - welche Vielfalt liegt in den Worten, wenn die Generation der Eltern Gott diese Bitte nahe bringt.

Mal voller Energie und Tatendrang, mal müde und antriebslos, oft hin- und hergerissen - die jungen Menschen heute bedürfen der besonderen Führung Gottes. Sie bilden die Gemeinden von morgen, brauchen unsere Liebe, Toleranz und unsere Gebete. Dann werden aus kleinen Ästen dicke, tragende, die Frucht hervorbringen können.Schließlich sind die Kinder unser größter Schatz und sie zu bewahren ist unsere besondere Aufgabe. Viel können wir hier aussäen, in ihre Herzen einpflanzen, hoffen, beten, damit sie ihre Hände gern in Gottes Hand legen.

So verbindet dieses Lied alle Generationen. Jeder mag etwas anderes hineinlegen, aber das Gottvertrauen zeichnet Großeltern, Eltern, Jugend und Kinder gleichermaßen aus.

Das Probenwochenende: Arbeit, Spaß, Tiefgang

Wir hatten mit zwei starken Gegnern zu "kämpfen": dem Wetter, das es viel zu gut mit uns meinte, und der Fußballweltmeisterschaft!! Freitag, 17 Uhr, Probenbeginn und - Anpfiff des Viertelfinales Deutschland gegen Argentinien. So gestaltete sich die erste Probe etwas unkonzentriert, wurde während des Elfmeterschießens unterbrochen und dann? Dann sollte eine große Chorprobe sein. Wer hätte bei den heiseren Stimmen gedacht, dass das zu probende Lied "Power" am Sonntag sogar als Zugabe kommen würde?

Der Samstag stand ganz im Zeichen der Probenarbeit. Die Stimmung wurde immer besser, es bildeten sich Lieblingslieder/Lieblingsstücke. Am späten Nachmittag - die Hitze war in den Probenräumen kaum auszuhalten - waren erste Ermüdungserscheinungen bei unseren kleinen "Mäusen" deutlich zu erkennen. Was half es? Mit Positivmotivation, Methodenwechsel und Raumveränderung wurde weitergemacht, bis dann auch Chor- und Orchesterleiter endlich das Gefühl hatten: das Konzert kann kommen.

Doch damit war der Tag noch lange nicht zu Ende. Galt es doch, die Kinder in besonderer Weise auf den Gottesdienst für Entschlafene am nächsten Morgen und auf unser Konzertthema vorzubereiten. Und so hielten die Betreuer am Abend ein vielseitiges Angebot bereit:

    1. Getreu dem Motto "So nimm denn meine Hände" konnten die Kinder ihre Hand in Salzteig drücken und dann mit buntem Material verzieren.
    2. Unter der Überschrift "Von unseren Wurzeln, dem Wachsen und Gedeihen" säten einige Kinder selbst Blumensamen aus und gestalteten dazu einen Übertopf.
    3. Viele Kinder hatten - wie erbeten - Fotos von ihren Familien mitgebracht, einige konnten sogar ewigkeitsbezogene Erlebnisse berichten. Aus Naturmaterialien gestalteten die Kinder einen großen Baum. An den Wurzeln wurden die Fotos der Großeltern angebracht, am Stamm die Fotos der Eltern und an den Ästen, Blättern und Früchten die Fotos der Kinder.
    4. Wer lieber Spaß an Action hatte, konnte beim Activity-Spiel mitmachen. Drei Gruppen entdeckten pantomimisch, durch Zeichnen oder verbal den Stammbaum Jesu von Abraham über David.
    5. Die ältesten Kinder bildeten eine Gruppe, die in einer Jugendstunde tiefgründig folgende Fragen erörterte:
    - Was bedeutet der Gottesdienst für Entschlafene für mich persönlich?
    - Welche Voraussetzungen brauche ich, um helfen zu können?
    - Wie kann ich dazu beitragen, dass Seelen aus der Ewigkeit Erlösung möglich wird?

Es war schon nach 21 Uhr, als alle Gruppen ihre Ergebnisse präsentierten. Und es war ergreifend und berührend, wenn man die Kinder beobachtete, die mit großen Augen und Ohren den Erlebnissen lauschten, die die Vorfahren ihrer Freunde bezogen auf die Ewigkeit haben durften. Über die Offenheit und den Ernst, mit dem die Kinder vortrugen und zuhörten waren wir Betreuer sehr überrascht.

So bildete denn der Gottesdienst am nächsten Morgen eine schöne Fortsetzung des Erlebten und einen Höhepunkt des Wochenendes. Bischof Petereit hielt den Gottesdienst für Entschlafene dort in Peseckendorf nur "für uns". Mit verständlichen Worten erklärte er den Kindern das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus, fand immer wieder Bezüge zu unserem Thema und bezog die Kinder in den Gottesdienst mit ein. Priester Dirk Voigt ergänzte, in dem er die Fragen der Jugendstunde vertiefend erklärte und beantwortete.

Während der Chor im Gottesdienst noch recht verhalten klang, stieg danach so langsam die Spannung. Eine letzte Probe und dann essen, Betten abziehen, Tasche packen, Schlüssel abgeben, das gesamte Objekt absuchen um den Notenständer zu finden und endlich einsteigen in den Bus nach Magdeburg.

Das Konzert: Begeisterung, Gänsehaut, Tränen

Während des Konzertes gab es bei den Zuhörern Tränen, Gänsehaut und Begeisterung. Im Programm war an alle gedacht. Bunt und vielseitig wie das Leben - so ging es zu:
Die Senioren fanden sich unter anderem wieder in dem altbekannten Lied "Jesus, der Gärtner", wurden durch Händels Ouvertüre zur Feuerwerksmusik mit Respekt und Achtung geehrt.Munterer war es in der Generation der Eltern. Sicher hätten viele in das Lied "Keine Zeit" mit einstimmen können, die Mütter bekamen das Lied "Mama" nur für sich und die bunten Variationen des Liedes "’S kommt ein Vogel geflogen" zeigten die Vielfältigkeit in diesem Lebensabschnitt.

Sehr rhythmisch ging es in den Stücken der Jugend zu. Auch der Titel "Power" - von allen gesungen - zeigte Vitalität, Energie und Tatendrang. So war das Lied "Bewahr’ auf deinen Wegen mich, Herr, mit starker Hand" ein schöner Gegenpol, denn auch diese Bitte tragen viele Jugendliche im Herzen.

Die Kindersinfonie ebenso wie das Lied "Ich heiße kleiner Sonnenschein" durfte natürlich bei den Kindern nicht fehlen.

Visuell wurden alle Programmpunkte durch eindrucksvolle Bilder jeder Generation sowie einen stetig wachsenden Baum unterstützt.Abgerundet wurde jeder Teil mit einem Erlebnis dieser Altersgruppe, das einen besonderen Bezug zur Ewigkeit hatte und immer wieder auf die Besonderheit des Tages hinlenkte.

Noch viele andere Lieder und Stücke begeisterten die Konzertbesucher. Viel hatten wir versucht in die Kinder hineinzulegen. Nun konnten sie die Seelen der vielen Konzertbesucher erfreuen. Und das schöne war: es war an alle gedacht, jeder konnte sich zuhause fühlen.Mit einem kleinen Blümchen, das die Kinder pflegen, wachsen und gedeihen lassen sollen verabschieden sich die Betreuer von allen Peseckendorf-Teilnehmern: bis zum nächsten Jahr.

K.P.

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